Magisterstudium oder Arbeitswelt?
Es gibt bei der Wahl der Art des Studiums nicht viele Möglichkeiten. Man startet ein Diplom- bzw. Magisterstudium oder steigt in das noch vergleichsweise „junge“ Bakkalaureatsstudium ein. Nach den in der Regel sechs absolvierten Semestern erhält man den Titel „Bakk“ bzw. Bachelor verliehen.
Doch hinterher steht man dann vor der Qual der Wahl: Weiterhin studieren oder arbeiten gehen? Rückblick zur Geburt der neuen Studienbezeichnung: Mit der Einführung des Bakkalaureatsstudiums erhoffte sich der Gesetzgeber, die Universitäten zu entlasten, um früher Absolventen für die Wirtschaft bereitstellen zu können. Die schwarz-blaue Regierung mit der damaligen Wissenschafts- und Bildungsministerin Elisabeth Gehrer empfand dies im Jahr 2001 (gemeinsam mit der Einführung der Studiengebühren) als wichtig für Österreichs Bildungssystem. Mittlerweile sind über sieben Jahre vergangen und es gibt zahlreiche Absolventen aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen. Die letzten Zahlen vom Oktober 2007 bestätigen die derzeit eingeschriebenen Studierenden an den österreichischen Universitäten: Rund 84.700 befinden sich in einem Bachelor-Studium. Das sind beinahe ein Drittel aller StudentInnen überhaupt.
Auf jeden Fall ist das Bakkalaureatsstudium eine sinnvolle und zeiteffiziente Lösung für angehende Studierende, welche schnell ins Berufsleben einsteigen möchten. Der „Bakk.“ bietet ein quasi verkürztes Studium, an dessen Ende ein akademischer Titel auf den Absolventen wartet. Durch im Schnitt vier Semester weniger kommt man rascher zum Arbeiten, um sich durch die erlernte(n) Qualifikation(en) früher etablieren zu können. Finanziell gesehen ist der letzte Sachverhalt von großer Bedeutung, da sich der/die StudentIn ein paar Semester die Studiengebühren erspart.
Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass durch den „Bakk.“ zwar der Einstieg in die Arbeitswelt früher erfolgt, aber der Kandidat in der Bewerbung gegenüber einem Magisterabsolventen das Nachsehen hat. All diejenigen, welche dieser Grund abschreckt und bei der Entscheidung das Magisterstudium einem Start im Berufsleben vorziehen, sind von dem essentiellsten aller Aspekte nicht betroffen. Denn die mutigen unter den Studierenden, welche mit dem „Bakk.“ in die Praxis gehen, wissen meist folgendes nicht: Es gibt keine festgelegten Einstiegsgehälter für den Bachelor-Abschluss – schlimmer noch, es kann sogar die Einstufung auf Maturanten-Niveau erfolgen (siehe Artikel auf nebenstehender Seite). Es wurde kein Einstiegsgehalt für den Berufseinsteiger mit dem „Bakk.“ seitens der Politik bzw. der (damaligen) Regierung vereinbart. Die Wirtschaftsbetriebe müssen zwar nicht diese Einstufung vornehmen, dennoch handeln sie autonom und können selbst entscheiden, wie der/die Bachelor-StudentIn budgetär eingegliedert wird.
Zusammenfassen lässt sich sagen, dass es ein Versagen der Politik war, bei der damaligen Einführung des neuen Studiensystems mit dem Bakkalaureatsstudiums keine festgelegten Einstiegsgehälter zu definieren. Mittlerweile sind etliche Studierende bereits in der Wirtschaft und sind in demjenigen Betrieb tätig – sei es nun mit oder ohne faires Gehalt. Feststeht, dass das Bachelor-Studium ein verkürzter Weg zum akademischen Titel darstellt. Ob letzterer aus wirtschaftlicher Perspektive die nötige Anerkennung (und adäquate Bezahlung der Titel-Tragenden) erhalten wird, könnte sich als zweifelhaft erweisen.
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